Fakten, Fakten, Fakten…aber mit Herz!

Wie man in Krisenzeiten als Führungskraft kühlen Kopf bewahrt und trotzdem ankommt

Es geht wieder los! Alle wieder ran an die Schreibtische! Die Einkaufstempel werden vor den Schulen geöffnet. Krebskranke müssen sich daheim ohne Palliativpflege selbst Infusionen verpassen. Alleinerziehende verzweifeln an der Doppelbelastung. Ehepaare kriegen sich in die Haare. Aber zumindest kann man sich nun in die Shoppingmalls flüchten, um Abstand vom häuslichen Alltag zu gewinnen.

Manche Unternehmen und Menschen begegnen dem raschen Hochfahren mit gehörigem Zweifeln. Mein Team und ich gehören dazu. Selbstverständlich muss die Wirtschaft wieder starten. Aber wie soll das funktionieren, wenn die Kinderbetreuung nicht gegeben ist und auch Kranke zu Hause keine Unterstützung haben? Wie sollen Menschen, die in den letzten Monaten darauf gedrillt wurden, füreinander da zu sein, wieder sorgenfrei zurück ins Büro gehen, wenn sie ihre Liebsten unbetreut zu Hause wissen?

Viele derartige Diskussionen habe ich in den letzten Wochen und Monaten geführt und dabei auch massive Kritik am Vorgehen der Regierung gehört. Ich bin als berufstätige Mutter einer 7-jährigen selbst betroffen. Auch mein Mann ist selbstständig. Und beide wissen wir nicht so recht, wie wir die vielen Welten unter einen Hut bringen sollen.

Aber sind es nicht auch gerade derartige ungewöhnliche Situationen, die uns dabei helfen, neue Wege zu gehen? Zumindest ist das ein Gedanke, der dabei hilft, Herausforderungen anzunehmen und den Blick nach vorne zu richten. Elternschaft ist – gerade in Krisen – eine der größten Führungsherausforderungen und folgt dabei den Gesetzen, die auch für Führungskräfte in der Wirtschaft gelten. Sehen wir Sie uns gemeinsam an, wie Menschen mit Verantwortung üblicherweise agieren.

Führungsherausforderungen der Krise

Schritt 1: Aller Anfang ist schwer

Führungskräfte haben es in Krisenzeiten nicht leicht. Je nachdem, welche Entscheidungen sie treffen, enden sie als Helden oder Loser. Diese Erkenntnis vor Augen, entscheiden sich viele unbewusst dazu, gar nichts zu tun und in Schockstarre zu verfallen. Doch auch das geht meistens nicht gut aus. Untätigkeit und Abwarten werden, im Unterschied zu besonnenem Handeln, fast immer als Schwäche ausgelegt. Aber wie geht man es richtig an? Man sucht nach Zahlen, Fakten und Erfahrungswerten – also nach verlässlichen Orientierungspunkten – um richtige Entscheidungen treffen zu können. Allerdings kann man sich aber dabei nie ganz sicher sein, ob man auch wirklich alle essenziellen Aspekte berücksichtigt hat. Dennoch: Wer aktiv handelt, bleibt in Kontrolle – zumindest einigermaßen.

Schritt 2: Inmitten der Krise

Die ersten Schritte haben gewirkt. Das, was man entschieden hat, funktioniert und es gibt womöglich sogar Anerkennung und Wertschätzung dafür. Als Held denkt man sich vielleicht sogar kurzfristig, wie einfach das Leben als Führungskraft sein kann. Trotzdem ist man tagtäglich auf der Hut, beobachtet die Situation, versucht keine Fehler zu machen und hat das Gefühl, erneut Zahlen, Fakten und Erfahrungswerte zu benötigen – als Sicherheit entlang des Weges. Zwar gibt es schon ein wenig mehr davon, aber es ist noch immer nicht ausreichend.

Schritt 3: Der Weg aus der Krise

Wut, Ärger und Trauer – also jene Emotionen, die in außergewöhnlichen oder intensiven Situationen mit großer Wahrscheinlichkeit auftauchen – locken unweigerlich auch KritikerInnen und BesserwisserInnen an. Für Führungskräfte keine angenehme Situation, wenn es ohnehin schon so viel zu verarbeiten und zu klären gibt. Social Media oder andere Kanäle sind die bevorzugten modernen Wutspielfelder, auf denen man ohne großes Risiko und großen Aufwand mal so richtig Dampf ablassen kann. Nun gilt es für die Führungskraft, derartige Gefühle bestmöglich in Schach zu halten. Womit? Man argumentiert anhand von Zahlen, Fakten und Erfahrungswerten – und untermauert so die eigenen Entscheidungen mit Sicherheit und hat dadurch ein probates Mittel in der Hand, um negative Emotionen abprallen zu lassen.

Das erscheint Ihnen banal und zu simpel? Nun, Menschen reagieren sehr oft recht einfach – besonders in komplexen Zeiten. Die, die geführt werden, brauchen Halt, klare Kommunikation und Transparenz hinsichtlich der nächsten Schritte. Aber Ihre Skepsis ist berechtigt: Im Kopf setzen wir unser Vertrauen in Fakten, Daten und Erfahrungen. Wenn aber unsere Gefühle und Emotionen an die Oberfläche kommen, wollen diese auch artikuliert und gehört werden.

Und hier kommen wir zu einem entscheidenden Punkt, an dem die meisten Führungskräfte scheitern: Wer ausschließlich auf Fakten, Daten und Erfahrungen setzt, landet schlichtweg auf dem Allerwertesten.

Jetzt geht es um mehr. Und genau das können Sie beeinflussen. Jetzt geht es um Ihren Instinkt, um die Emotionen und um das, was zwischen den berüchtigten Zeilen passiert. Das geht aber nur mit einem gewissen Führungsinstinkt, ausgeprägter Empathie und dem Talent, sich auch einmal zurückzunehmen.

Bei Führung sitzt man zwar oft zwischen den Stühlen, dennoch geht es um Menschen mit Gefühlen, Hoffnungen, Erwartungen und Wünschen. In einer Zeit der Krise geht es also besonders darum, Emotionen Raum zu geben, darauf mit Emotionen zu reagieren und den Menschen als Menschen wahrzunehmen – ganz ohne Fakten, Daten und Erfahrungen. Spüren, Wahrnehmen, Annehmen und Mitnehmen: Das unterscheidet einen Manager von einem Leader!

In diesem Sinne: Bauen Sie Brücken! Nehmen Sie sich Zeit zuzuhören und vertrauen Sie Ihren Instinkten! Dann kommen Sie als Führungskraft nicht nur weiter, sondern auch Ihrem Team so nahe, dass ein glaubwürdiges Gefühl der Gemeinsamkeit entsteht. Und gemeinsam schafft man bekanntlich mehr als allein.

Mehr zum Thema Führung hören Sie in meinem „Podcast“.