Mama am Herd, Papa im Office – Wie Corona alte Rollenmuster neu aufleben lässt.

Mit dem Lockdown in der Corona-Krise sind viele Frauen plötzlich wieder da gelandet, wo sie eigentlich nicht sein wollten. Sozusagen zurück am Herd, zurück im Haushalt. Da lag auf einmal der Schwerpunkt auf dem Home, und nicht mehr auf dem Job. Aber sind wirklich mit Corona die alten Rollenmuster wieder da? Oder kommt uns das nur so vor?

Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass Frauen sich in Krisen wohl eher für Familie als für Karriere entscheiden. Mit dem Nebeneffekt, dass die Belastungen für Frauen im Homeoffice mancherorts ungleich größer waren als jene der Männer. Kein Wunder, liegt die Organisation der Familie doch auch ohne Krise überwiegend in Frauenhand. Wenn dann die Fremdbetreuung durch Kindergärten, Schulen oder auch Großeltern wegfällt, dann wird es umso augenscheinlicher, welchen Beitrag Frauen für die Gemeinschaft leisten. Überlastete Mütter waren oftmals ein Zeichen dafür, dass schon vor der Krise eine Unausgewogenheit im familiären Alltag geherrscht hat.

Zieht man dann zusätzlich in Betracht, dass Männer im Durchschnitt besser bezahlt werden als Frauen, dann erklärt sich ganz von selbst, dass wir uns ein paar Jahrzehnte zurückversetzt wähnen. Schließlich geht es ja auch darum, wie man als Familie möglichst unbeschadet durch die Krise kommt. Also versucht man dann, den Job zu retten, der besser bezahlt wird. Die Befürchtung, die eigenen Familie nicht mehr ernähren zu können, führt dann auch dazu, dass trotz Kurzarbeit Überstunden geleistet werden. In einer aktuellen repräsentativen Studie des Bürobedarf-Lieferanten Viking in Zusammenarbeit mit OnePoll gaben nämlich mehr als ein Viertel der Befragten in Kurzarbeit an, dass deren Arbeitgeber erwartet, dass sie Überstunden leisten. Rund 22 % bestätigten, tatsächlich mehr zu arbeiten als vereinbart, aus Angst den Arbeitsplatz zu verlieren oder aus Sorge um die zukünftige Karriere. Diese Karriere-Bedenken sind bei Männern laut Studie deutlich höher und damit auch die Bereitschaft, Überstunden zu leisten. Damit steht aber zu befürchten, dass Frauen nach Corona einen weiteren Karriereknick erleben werden.

Umso wichtiger ist es, dass Frauen ihre beruflichen Ansprüche weiterhin stellen und ihre Karrierepläne in der aktuellen Situation nicht für die Familie opfern. Auch wenn wir akut vor anderen Herausforderungen stehen, aber das Thema Altersarmut darf bei jeglichen Überlegungen keinesfalls übersehen werden. Wie wir wissen, sind Frauen von diesem Thema nämlich weitaus mehr betroffen als Männer. Deshalb müssen schon jetzt etwaige Fallen vermieden werden, deren Auswirkungen sich erst viel später zeigen.

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