Heldinnen und Helden – Die Macht der Vorbilder

Vorbilder inspirieren, motivieren und zeigen uns Möglichkeiten auf, die wir vorher nicht für realisierbar gehalten haben. Das ist besonders wichtig, wenn Frauen in typischen Männerberufen tätig sind. Sie glauben mehr an sich selbst, wenn sie eine Frau vor sich haben, die etwas erreicht hat, was sie auch erreichen könnten. Es ist viel leichter, sich in einer Position zu sehen, die jemand erreicht hat, der einem ähnelt.

In klassischen Männerdomänen können sich Frauen schwer beweisen oder eine Top-Position erreichen, weil sie sich das oft gar nicht vorstellen können (trotz Top-Ausbildung) oder nichts Vergleichbares im Unternehmen sehen. Kein Wunder: Wenn die Mutter, die Tante und die Oma ihr Leben zu Hause verbracht haben, nimmt man diese begrenzte Perspektive unweigerlich in den Job mit.

Die kanadische Psychologin Penelope Lockwood hat in ihren Untersuchungen an der Universität in Toronto aufgezeigt, dass weibliche Vorbilder die Selbstwahrnehmung von Frauen beeinflussen. Für ihre Forschungsarbeit lud sie junge Studenten und Studentinnen ein. Ihnen wurde gesagt, dass es um eine Studie zur Beurteilung verschie­dener journalistischer Stile geht – ein Vorwand, der die TeilnehmerInnen vom eigentlichen Thema ablenken sollte.

Die Aufgabe: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten einen (frei erfundenen) Zeitungsartikel über einen erfolgreichen Absolventen der eigenen Universität lesen, der Herausragendes geleistet hatte und nun mit einem wichtigen Preis ausgezeichnet worden war. Die Texte waren maßgeschneidert, sodass sie stets perfekt auf das jeweilige Fachgebiet der Versuchsperson passten. Doch während die eine Hälfte der Teilnehmenden einen Artikel über eine gewisse Jennifer Walker las, handelte die andere von einem Jeffrey Walker.

Das Geschlecht der portraitierten Person sollte den entscheidenden Unterschied machen – zumindest für die weiblichen Teilnehmerinnen: Legte man ihnen die Story über die erfolgreiche Frau vor, konnten sie sich besser mit der Person identifizieren und sahen ihre Leistung auch für sich selbst als erreichbar an – weitaus mehr, als wenn es sich um einen Mann handelte. Eine Jennifer taugte für Frauen offenbar viel besser als mögliches Vorbild als ein Jeffrey – sogar dann, wenn die Errungenschaften dieselben waren.

Für die männlichen Teilnehmer machte das Geschlecht hingegen keinen Unterschied: Sie konnten sich mit einem Mann ebenso gut identifizieren wie mit einer Frau. Lockwoods Erklärung für diesen Unterschied: „Männer stoßen auf ihrem Karriereweg seltener auf geschlechtsspezifische Hindernisse oder negative berufliche Klischees. Deswegen könnte es für sie weniger bedeutsam sein zu erfahren, dass eine Person ihres eigenen Geschlechts erfolgreich war.“

Role Models vor den Vorhang

Wie wichtig Vorbilder vor allem auch in der Wirtschaft sind, zeigt unsere Studie „Die weiblichen Führungskräfte von morgen“ deutlich. 83 % der befragten Frauen sind nämlich überzeugt, dass sich mehr junge Frauen eine Führungsrolle zutrauen würden, wenn es mehr Beispiele für Frauen im Top Management gäbe.

Vor allem junge Frauen vergleichen sich aber nicht nur hinsichtlich des Geschlechts, sondern auch hinsichtlich Bildungsgrad, Alter und auch familiärer Situation. Hier sind vor allem die Unternehmen gefordert. Solange diese keine Frauen mit Kindern in der Führung zeigen, mit denen sich junge Frauen identifizieren können, bleiben Frauen in Führungsrollen weiterhin Mangelware. Jede Frau, die als Vorbild vor den Vorhang geholt wird, hilft daher einerseits sehr, junge Frauen zu motivieren und erhöht andererseits die Attraktivität des Arbeitgebers für junge, gut ausgebildete Frauen.

Mehr Details wie immer in meinem „Podcast“.