Mehr Alibi als Strategie in Österreichs Unternehmen

Mein letzter Blog zum Weltfrauentag ist zwar gerade mal eine Woche her, dennoch ist das Thema so aktuell, dass ich er gerne nochmals aufgreife – so wie zahlreiche Unternehmen auch. Denn jedes Jahr am Weltfrauentag brüsten sich Unternehmen gerne mit ihren Leistungen im Bereich der Gleichstellung. Tatsache ist aber, dass das oft nur Alibiaussagen sind, und die Realität anders aussieht. Es braucht jedenfalls keine vereinzelten Maßnahmen, und schon gar keine Lippenbekenntnisse, sondern strategische Herangehensweisen, die aufzeigen, dass Unternehmen es ernst meinen.

Außerdem vernebeln die andauernden Diskussionen über Quoten, die gläserne Decke oder auch feministische Sichtweisen den Blick für das Wesentliche. Und das Wesentliche ist, dass Unternehmen mit Vielfalt im Management messbar erfolgreicher sind. Das zeigen zahlreiche nationale und internationale Studien jedes Jahr aufs Neue.

Es ist für mich schon längst an der Zeit, sich von kämpferischen feministischen Ansätzen zu verabschieden. Vielmehr müssen wir die Unternehmen davon überzeugen, das Thema rein unternehmerisch und wirtschaftlich zu betrachten, denn Gender Balance ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Zukunft von Unternehmen. Ziele im Bereich Gender Balance und Diversität müssen deshalb genauso geplant werden, wie etwa Vertriebs-, Umsatz- oder Qualitätsziele.

Ich höre immer wieder Aussagen, dass Gender- und Diverstity-Ziele abgelehnt werden, weil diese nur Druck erzeugen und sich alle zu etwas verpflichtet fühlen. Bei Vertriebszielen habe ich ein solches Argument hingegen noch nie gehört.

Denn genau in dieser Verpflichtung sehe ich einen wesentlichen Schritt auf dem richtigen Weg. Sie führt zum Nachdenken und zu Veränderungen im Handeln. Und auch wenn die ein oder andere Frau Quoten als Fluch sieht, weil sie nicht als Quotenfrau abgestempelt werden möchte, für Unternehmen sind Quoten und Gender-Ziele ein Segen. Sie verändern nachweislich die Unternehmenskultur, steigern die Wettbewerbsfähigkeit und die Attraktivität als Arbeitgeber. Denn vor allem junge weibliche High-Potentials brauchen Vorbilder, die zeigen, welche konkreten Entwicklungsmöglichkeiten Unternehmen anbieten.

Das hat auch unsere Repräsentativstudie „Die weiblichen Führungskräfte von morgen“ gezeigt. Demnach wollen sich junge Frauen beruflich ebenso weiterentwickeln und Anerkennung für geleistete Arbeit von Vorgesetzten, Kollegen und Kolleginnen wie ihre männlichen Kollegen. Ein hoher Anteil dieser Frauen würde auch bereitwillig ins Ausland gehen. Darin sehe ich auch die Gefahr, dass gut ausgebildete Frauen abwandern und damit den österreichischen Unternehmen verlorengehen.

Es ist also höchst an der Zeit, die Strategie zu wechseln. Und das gilt nicht nur für Unternehmen, auch wir Frauen sollten unsere Argumentation beim Ruf nach Gleichberechtigung ändern.

Hören Sie doch auch mal meinen „Podcast“.